Wie kam das THW nach Eberswalde?

Es war 1996 als Alexander Weiß nach Eberswalde kam, um hier sein Studium an der Fachhochschule Eberswalde zu beginnen. In seiner schwäbischen Heimat Geislingen an der Steigee war er bereits engagierter Helfer im dortigen THW-Ortsverband. Damals war das THW in Eberswalde noch weitgehend unbekannt und somit stand Alexander Weiß vor einem Problem. Das Studium war wichtig für sein berufliches Fortkommen, doch auf sein engagierten Einsatz beim THW wollte er nicht verzichten. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Durch seine bisherige Tätigkeit beim THW wusste er, welche Hebel er in Bewegung setzen musste, um sein Vorhaben in die Wirklichkeit umsetzen. Jedoch war das keine leichte Aufgabe. Zum einen galt es Menschen zu finden, welche die Idee eines THW-Ortsverbandes in Eberswalde unterstützten und sich ehrenamtlich engagieren wollten. Zum anderen war es nicht leicht, die richtigen Hebel im Landkreis Barnim zu finden. Durch den energischen Einsatz von Alexander Weiß und durch die Unterstützung des THW-Geschäftsführers aus Frankfurt (Oder) konnte die Gründungsfeier für einen Stützpunkt in Eberswalde im Dezember 1996 durchgeführt werden. Neben Alexander Weiß gehört auch Torsten Duckert zu den Gründungsmitgliedern. Er übernahm die Aufgabe des Stützpunkleiters der ersten Stunde.

Doch zu dieser Zeit existierte lediglich ein Stützpunkt des THW`s in Eberswalde, denn für einen gestandenen Ortsverband fehlen noch Helfer mit der entsprechenden Ausbildung. Grundlage für die Erfüllung dieser Voraussetzung war bzw. ist eine solide Ausbildung an der entsprechenden Technik. Hauptziel war es also, ein entsprechendes "Zuhause" für den Stützpunkt zu finden. Das war nicht leicht. Es wurde erhebliche Energie aufgewendet um entsprechende Liegenschaften zu finden, mit Behörden, Vereinen und Unternehmen zu sprechen und zu verhandeln sowie eine Lösung zu finden die ein bestmögliches Kosten-Nutzenverhältnis gewährleistet. Schließlich konnte der junge Stützpunkt zwei Hallen auf dem Gelände des ehemaligen Panzerausbesserungswerk der NVA beziehen. Als Unterkunft wurde ein alter Laden im Brandenburgischen-Viertel gefunden. Natürlich war die Gegebenheiten zunächst recht spartanisch und folglich wurde den Helfern sehr viel Improvisationsgabe abverlangt. Doch alle arbeiteten Hand in Hand, um die junge Pflanze nach vorne zu bringen. Alsbald folgte die erste Technik, das THW stellte im März 1997 die ersten Fahrzeuge zur Verfügung: Es waren ein GKW I und ein MTW. Das ist die erste Grundausstattung, die ein Ortsverband benötigt. Die erste Hürde in Richtung Ortsverband war damit also genommen.

Der Umgang mit den Fahrzeugen und der sich darauf befindlichen Technik muss natürlich gelernt sein und so war es das Hauptziel, alle Helfer/innen des Ortsverbandes schnellstmöglich einzuarbeiten. Erstes Grundwissen erhielten die Helfer/innen von Alexander Weiß, der immer mit Rat und Tat zur Seite stand. In einem einwöchigen Intensivkurs an der Landes-Katastrophenschutzschule Sachsen-Anhalt in Heyrothsberge wurden dann die ersten Helfer des heutigen Ortsverbandes Eberswalde ausgebildet. Die neuerworbenen Kenntnisse der Helfer wurde in jenem Jahr auch gleich auf die Probe gestellt: Der Großeinsatz des THW bei dem Oderhochwasser verlangte den neuen Helfern alle Fassetten ihres Wissens ab. Dies war aber auch eine gute Möglichkeit, um erste Erfahrungen im Einsatz zu sammeln. Der Großeinsatz brachte dem THW eine große Popularität in der Öffentlichkeit und so war es möglich, weitere Helfer für den Ortsverband zu begeistern.

Im Jahr 1997 waren die Helfer damit beschäftigt, den Bestand an Technik zu erweitern und so konnte bereits mit dem Aufbau der Fachgruppen "Infrastruktur" und "Logistik" begonnen werden. Neben dem Ausbau der Technik war es oberstes Ziel, weitere Helfer für den Ortsverband zu gewinnen und Kontakte zu anderen Hilfsorganisationen, Feuerwehren, Behörden, Vereinen und Unternehmen aufzubauen und zu pflegen. Denn Ziel war es den Stützpunkt Eberswalde in bereits bestehende Strukturen zu integrieren und nicht als Kontrahent aufzutreten. Nicht immer war es leicht, den Menschen im Barnim verständlich zu machen, dass das THW eine Bereicherung für den Landkreis darstellt.

1998 begann leider mit einem herben Rückschlag: Im Januar wurde in die Garagen des Stützpunktes Eberswalde eingebrochen. Dabei wurden mehrere Fahrzeuge stark beschädigt und wichtige Technik entwendet. Jedoch gab der schnelle Fortschritt des Neubaus eines THW-Stützpunktes (im TGE in der Carl-Zeiss-Straße in Eberswalde) den Helfern neuen Auftrieb. Dieser Stützpunkt konnte am 22. August 1998 durch den Geschäftsführer aus Frankfurt (Oder) eingeweiht werden. Der neue Standort bot nun genug Platz für die Helfer und ihre Technik. Gerade für die Ausbildung waren somit wichtige Grundvoraussetzungen geschaffen worden; angefangen vom Schulungsraum, über die neue Werkstatt und den Fahrzeugen vor Ort sowie ausreichend Platz vor dem Stützpunkt. Für die Helfer selbst standen nun moderne sanitäre Einrichtungen, entsprechende Umkleideräume, Büros und eine Küche zur Verfügung.

In diesem Jahr zeigte sich deutlich, wie wichtig das THW vor Ort ist. Bei einem Silobrand im Werk, der Märka Kraftfutter GmbH in Eberswalde konnte der Ortsverband der Feuerwehr beim Heben eines Bohrgerätes tatkräftig zur Seite stehen. Auch beim Hochwasser am Rhein im November unterstützen Helfer des Ortsverbandes die dortigen Arbeiten durch die Lieferung von 100.000 Sandsäcken aus Brandenburger Beständen nach Düsseldorf.

Das Jahr 1999 war für den THW-Stützpunkt in Eberswalde ein erfolgreiches Jahr. Die Ausbildung der Helfer machte gute Fortschritte. Der Stützpunkt konnte nunmehr auf 19 Helfer zurückgreifen und der Bestand an Technik, sowie der Stand der Ausbildung erlauben es dem THW den Stützpunkt in Eberswalde zum Ortsverband zu erheben. So wurde am 20.02.1999 im Beisein von vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft die Ortsverbandsgründung bekannt gegeben. Torsten Duckert, der bis dahin als Stützpunktleiter gewirkt hatte und somit eine große Mitverantwortung für die bisherige positive Entwicklung hatte, wurde in den Stand des Ortsbeauftragten des Ortsverbandes Eberswalde gehoben. Durch den neuen Status standen dem jungen Ortsverband neue Möglichkeiten zur Verfügung. Es konnte nun der Aufbau einer Jugendgruppe in Angriff genommen werden. Weiterhin konnte der Ortsverband nun eigenverantwortlich Arbeiten durchführen und aktiver am lokalen Geschehen teilnehmen.
Als optimale Ergänzung zur bereits vorhandenen Technik konnte ein mobiles 175 kVA Stromversorgungsaggregat in Betrieb genommen werden. Dies bildete den Grundstein für die Fachgruppe "Elektroversorgung".

Ebenfalls 1999 trug die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Einrichtungen erste Früchte. Zusammen mit dem Evangelischen Kirchenkreis Barnim, dem Kreisverband der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und weiteren engagierten Gruppen und Einzelpersonen konnte unter einem gemeinsamen Namen "Komitee für humanitäre Hilfe in Belarus e.V." die erste Hilfslieferung nach Iwanawa in die Republik Belarus durchgeführt werden. Die gemeinsame Arbeit aller Organisationen unter einem Dach war so erfolgreich, dass diese Hilfslieferungen nunmehr jedes Jahr stattfinden.

Das aber noch viel Aufklärungsbedarf bei der Bevölkerung nötig war, zeigten die ersten Technikvorführungen des Ortsverbandes Eberswalde bei lokalen Volksfesten. Bei der Vorführung der Technik wurden die Helfer nicht selten gefragt, warum ihre "Feuerwehrautos" blau und nicht rot sind. Aus diesem Grund gehören die Unterstützung von Volksfesten und entsprechende Leistungsschauen zu einem wesentlichen Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des Ortsverbandes.

Mit dem Heranrücken des Jahrtausends mehrten in der Presse sich Artikel, die sich mit dem sogenannten "Jahr-2000-Problem" beschäftigten. Aus diesem Grund arbeitet der Ortsverband eng mit dem Landkreis und anderen Organisationen zusammen, um auf ein mögliches Katastrophenszenario nach dem Absturz wichtiger Computersysteme vorbereitet zu sein. Viele Fachleute versicherten zwar das Problem in den Griff bekommen zu haben, doch wollte sich der Ortsverband Eberswalde nicht darauf verlassen. So wurde mit entsprechenden Stellen abgestimmt, wo und wie Hilfe zur Verfügung gestellt werden sollte. Helfer bereiteten sich darauf vor, je nach Bedarf das Eberswalder Krankenhaus oder wichtige Pumpenstationen in Eberswalde mit Strom versorgen zu können. Hierzu wurden die entsprechenden Orte besichtigt und Übungen durchgeführt. Das Silvesterfest von 1999 zu 2000 verbrachten somit fast alle Helfer im Ortsverband Eberswalde und stießen um Mitternacht kräftig mit Wasser und Brause an.

Im Jahr 2000 wurde für die Jugendgruppe ein Wohncontainer auf dem Gelände des Ortsverbandes aufgestellt, somit hatten die 12 Junghelfer/innen die Möglichkeit ihre eigenen Räumlichkeiten herzurichten, und sich als vollwertige Helfer im THW zu fühlen. Auch wurde vermehrt darauf geachtet, die Jugend so weit wie möglich zu integrieren. Entsprechend den THW-Leitsätzen sieht der Ortsverband die Jugend als die Zukunft des THW's. So nahmen die Junghelfer regelmäßig an Ausbildungsabschnitten zur Vorbereitung auf die Helferprüfung teil und erlernten so den Umgang mit Holz, Metal und Seilen. Die Einbeziehung der Junghelfer in die Ausbildung an technischen Geräten ist aus gesetzlichen Gründen nicht möglich auch wenn es mitunter schwer ist, den Junghelfern dies verständlich zu machen.
Zusammen mit der Wasserwacht wurde für deren Jugendlichen und die THW-Jugend im Sommer 2000 ein Sommercamp organisiert. Der Werbelinsee und der dortige Stützpunkt der Wasserwacht ermöglichte entsprechenden Raum für Spaß und Entdeckungen.

Auch im Jahre 2000 präsentierte sich der Ortsverband bei einer Reihe von Festen und Ereignissen. Beim Altstadtfest traten einige Helfer gemeinsam mit Rettern der Wasserwacht im Drachenbootrennen gegen die unterschiedlichsten Gruppen an und zeigten damit symbolisch, wie wichtig ihnen die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist.
Anfang des Jahres 2000 ging die erste offizielle Internetseite des Ortsverbandes Eberswalde online. Sie ist ein wichtiger Bestandteil für die Öffentlichkeitsarbeit und entstand durch die Initiative eines einzelnen Helfers. Die Seite bietet interessante Informationen für den Außenstehenden über den Ortsverband und dem THW allgemein.

Im April 2001 rückten Helfer des Ortsverbandes zunächst nach Fürstenwalde aus. Dort sollte vom THW ein Holzturm gesprengt werden. Die Helfer des Ortsverbandes Eberswalde unterstützten dieses Vorhaben bei der Absicherung des Einsatzortes und der Beräumung nach der Sprengung. Der Einsatz zeigte, dass das THW auch außerhalb des Katastrophenfalles tätig wird und nach genau festgelegten Regeln von Unternehmen oder Privatpersonen angefordert werden kann. Noch während des Einsatzes wurden die Helfer des Ortsverbandes Eberswalde zu einem wichtigen Einsatz nach Wiesenau gerufen. Gemeinsam mit Helfern des Ortsverbandes Fürstenwalde wurde die Notstromversorgung für die Melkanlage eines mittelständisches Landwirtschaftsunternehmen gewährleistet. Durch einen technischen Defekt in einer Anlage des Stromversorgungsunternehmens war der Strom für den landwirtschaftlichen Betrieb ausgefallen. Der Defekt konnte durch das Versorgungsunternehmen nicht rechtzeitig behoben werden und so drohten die 2000 Kühe in dem landwirtschaftlichen Betrieb zu verenden, da sie nicht gemolken werden konnten. Das THW hielt den Melkbetrieb aufrecht bis der Strom wieder zur Verfügung stand. So konnte das Leben der Tiere gerettet und ein größerer wirtschaftlicher Schaden von dem landwirtschaftlichen Betrieb abgewendet werden.

Im Juli musste der Ortsverband Eberswalde erneut ausrücken. Diesmal wurde die Feuerwehr bei einem Deponie-Brand in Schönerlinde gemeinsam mit den THW-Ortsverbänden Berlin-Steglitz, Seelow und Frankfurt unterstützt.

Im September stand ein großes Ereignis auf dem Kalender. Das THW begann sein 50jähriges Jubiläum und aus diesem Grund präsentierten sich alle 665 Ortsverbände mit ausgewählter Technik in Berlin. Dieses Ereignis war für alle Helfer sehr beeindruckend. Niemals zuvor war es den Helfern möglich, alle technischen Geräte des THW geballt an einem Ort zu sehen. Beeindruckend war auch das "WIR-Gefühl", ohne Schwierigkeiten kam man mit Helfern aus ganz Deutschland ins Gespräch und konnte Erfahrungen und Erlebnisse austauschen.

Ebenfalls im Februar bis in den März hinein unterstützen Helfer des Ortverbandes Eberswalde gemeinsam mit weiteren Helfern aus ganz Brandenburg und Berlin die Einsatzkräfte der Polizei bei der Suche nach einer vermissten Person. Wichtig für den Einsatz waren die Ortskenntnisse der Helfer des Ortsverbandes. Aus diesem Grund wurden viele Suchabschnitte unter Leitung von Helfern des Ortsverbandes Eberswalde durchsucht.

Natürlich kann an dieser Stelle nicht auf alle Ereignisse eingegangen werden. Es ist wichtig aufzuzeigen, dass durch die Helfer des Ortsverbandes Eberswalde enorme Anstrengungen unternommen wurden, um durch die Schaffung des Ortsverbandes echter Mehrwert für Eberswalde, seinen Einwohnern und für das ganze Umlang geschaffen wurde. Natürlich ist es auch wichtig die Arbeit beim THW vorzustellen, wie vielseitig sie sein kann und dass sie natürlich auch Spaß macht. Wenn Sie mehr über uns wissen wollen schreiben Sie uns eine E-Mail an: info@thw-eberswalde.de oder kommen Sie einfach vorbei.

Chronik von Mirko Wolter (2001)
Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit

Dieser Rückblick wurde im Eberswalder Jahrbuch 2001/2002 veröffentlicht.

Eberswalder Jahrbuch 2001/2002